4. Mai 2023

✦ by Any

Lesedauer: 18 Minuten

Polygame Beziehung

Ein Leben in freier Liebe

Wir sitzen irgendwo in der israelischen Wüste und er sagt plötzlich »Ich wünsche mir eine polygame Beziehung mit dir.«

Einfach so und doch ganz liebevoll und zugewandt.

Der Satz fühlte sich an wie ein Dolchstoß in mein Herz und öffnete gleichzeitig eine kleine Türe in mir hinter der ganz viel Neugierde und Lebensfreude wartete.

Tja, das war turbulent und sollte über die Jahre noch viel turbulenter werden.

Dieser eine kleine Satz, diese eine kleine Idee der polygamen Beziehung brachte mich auf sexuelle Abenteuer vollgestopft mit Hollywood-Szenen und realitätssprengenden Augenblicken. 

Polygame Beziehung 1

Auf der anderen Seite stürzte mich dieser Weg in ein tiefes Gefühlschaos, führte mich an dunkle Stellen in mir und lockte immer wieder schmerzhafte Liebeskummer-Tränen hervor.

Liebeskummer um meinen Partner, der eine andere vögelt.

Liebeskummer um meine Verflossene, die ich für ihn ziehen ließ.

Lohnt sich eine polygame Beziehung überhaupt?

Will ich das, ganz ehrlich?

Was bringt mir das?

Was bringt das uns als Paar?

Diese Fragen habe ich mir über all die Jahre immer wieder gestellt.

Zum Glück habe ich mit der Zeit auch Antworten gefunden.

Schwirren in deinem Kopf dieselben oder ähnliche Fragen herum?

Suchst auch du Antworten?

Sei gewiss, am Ende des Artikels bist du ein gutes Stück schlauer und weißt, ob eine polygame Beziehung etwas für dich ist und wie du sie in vollen Zügen genießt und so richtig geil umsetzt.

Was ist eine polygame Beziehung?

Eine polygame Beziehung ist schlichtweg eine offene Beziehung.

Sie erlaubt dir und deiner Freundin*deinem Freund, mit anderen Menschen außerhalb der Beziehung Sex zu haben.

Die zentrale Erkenntnis, die ich über die Jahre gewonnen habe, ist:

Es gibt nicht die eine polygame Beziehung, sonders es gibt sie in allen Erscheinungsformen und Variationen.

Erkenne die Nuancen, pick dir die Lorbeeren raus.

Dann kann es durchaus richtig geil werden. 

Die Frage ist also nicht nur, ob du eine polygame Beziehung willst, sondern was für eine Polygamie du leben magst.

Die richtigen Fragen lauten also: 

WIE kann eine polygame Beziehung konkret aussehen?

WARUM wollt ihr eine? (Das hilft beim Wie) 

WAS genau erhofft ihr euch davon?

WANN ist der ideale Zeitraum? 

Die W(ichtigsten)-Fragen

Bevor ihr euch jetzt enthusiastisch in die Fragen werft, noch ein wichtiger Hinweis:

Stellt euch diese Fragen gemeinsam, schreibt die Antworten auf. 

Zunächst unabhängig voneinander und findet dann gemeinsam zu einstimmigen Definitionen und Vorstellungen, oder erkennt eure auf Diskrepanzen.

Geht darüber in Kontakt: Wie könnt ihr die Diskrepanzen über Kompromisse, Verzicht oder Zugeständnisse beilegen?

Entscheidend ist, dass ihr darüber redet und zwar offen und radikal ehrlich. 

Sonst holt es euch am Ende ein...

Los gehts mit dem WIE! 

Das steckt erstmal einen groben Rahmen und bietet außerdem viel Raum für tolle Ideen, Träumereien und sexuelle Phantasien. 

Das ist der spaßige Teil.

Inspiration für euer "WIE":

  • Ihr könnt einen abgesteckten Zeitraum festlegen. Die Beziehung ist dann nicht 24/7 und 365 Tage im Jahr offen. Das ermöglicht immer wieder Pausen, in denen ihr auf allen Ebenen zueinander zurückkehren und euch aufeinander besinnen könnt. 
  • Es darf Regeln geben. Wenn ihr keine Regeln wollt, dann legt auch dies konkret fest. Das sollte vereinbart sein. Glaub mir: Es kommt so leicht und fast immer zu Missverständnissen. Das ist ok UND ihr justiert dann nach.
  • Dürfen Freunde gevögelt werden oder nur Fremde?
  • Ist in der gemeinsamen Wohnung Sex mit anderen ok oder nicht?
  • Meint ihr Polygamie oder gar Polyamorie? Natürlich kann niemand verhindern, sich in wen anderes zu verlieben. Der Unterschied liegt darin, ob ihr parallele Beziehungen führen dürft oder es im Falle des Verliebtseins darum geht, eine Entscheidung zu treffen. Kleiner Hint: Sich in wen anderes verlieben heißt nicht automatisch das Aus der Beziehung. Das kann passieren, ob polygam oder monogam und da könnt ihr als Paar durcharbeiten.
  • Sind endlos viele andere Sexpartner*Innen erlaubt? Oder wollt ihr es anfangs auf eine bestimmte Zahl festlegen und mit der Zeit erweitern? Zum Beispiel könntet ihr erstmal beide nur mit einer anderen Person schlafen und dann gemeinsam Resonanz ziehen.
  • Braucht es vor Sex mit anderen die konkrete Einwilligung der Partnerin*des Partners? Polygam muss nicht heißen, dass jederzeit alles erlaubt ist. Ihr könnt daten, nach Hause gehen, euch mit eurer Partnerin*eurem Partner besprechen, miteinander einchecken, ein ok einholen, die andere Person erneut daten und dann erst Sex haben.
  • Wollt ihr beide polygam sein oder vielleicht nur eine*r von euch? Das ist natürlich schwer vorstellbar, aber machbar. Es gibt Phasen, da braucht ihr unterschiedliches. Eine*r will auf großes Abenteuer, die*der andere hat den Kopf voll mit anderen Flauseln. Ich rede hier nicht davon, wenn eine*r von euch gerade wirklich emotionale Präsenz und Unterstützung von der Partnerin*vom Partner braucht und daher für den Moment keine polygame Beziehung verträgt. Sondern, wenn es für euch zwei ein volles OK ist, und dennoch auf logistischer, lebensgestalterischer Ebene unterschiedliches ansteht. Masterarbeit vs. Auslandssemester oder Familienurlaub vs. Mädelstrip. Es muss nicht auf Teufel komm raus organisatorisch (!) für beide passen (nicht emotional, da muss es durchaus für alle Beteiligten stimmig sein).
Polygame Beziehung 1

Jetzt kommen etwas trockenere Fragen, die dennoch keiner Wichtigkeit entbehren. 

Das hier geht ans Eingemachte und über reine Regelwerke hinaus. 

Ihr dürft jetzt tief forschen, in euch selbst, zwischen euch beiden.

Wo steht ihr gerade im Leben und miteinander?

Wie läuft eure Beziehung so generell, wie steht ihr zueinander?

...

Also, diese Fragen liegen auf dem Tisch:

  • Geht es euch beiden um dasselbe? Wie versteht ihr den Begriff genau?
  •  Aus welcher Motivation heraus erwägt ihr eine polygame Beziehung?
  • Seid ihr beide scharf aufs Abenteuer oder habt ihr gerade Beziehungsprobleme, denen ihr aus dem Weg gehen wollt?
  • Ist eine*r von euch bisexuell und braucht eine polygame Beziehung, um beide Anteile in Einklang zu bringen? 
  • Wollt ihr vielleicht einfach noch richtig geile Erfahrungen sammeln, bevor ihr Kinder bekommt oder andere Verpflichtungen miteinander eingeht und dann keine Zeit mehr ist?
  • Habt ihr euch entjungfert und wollt unbedingt noch mehr Sexpartner*Innen, eure Beziehung aber auch weiterführen?

Das ist wichtig für euch zu erforschen und voreinander zu benennen, um den Rahmen der offenen Beziehung gezielt und transparent zu gestalten.

Es ist eine andere offene Beziehung, wenn eine*r von euch bisexuell ist und für sie*ihn Polygamie damit vielleicht unabdingbar dazu gehört, als wenn ihr einfach über No.1 hinwegkommen und ein paar flotte Nummern sammeln wollt. 

Das eine könnte nämlich langfristig sein, das andere ist evtl. in ein paar Monaten abgehakt. Usw. …

Du siehst, es gibt eine große Bandbreite an polygamen Beziehungen.

Das Ziel ist es, diese Klaviatur an Möglichkeiten zu bespielen lernen. 

Was darf es heute sein? 

Was steht morgen auf dem sexy Speiseplan eurer Beziehung?

Was brauchst du, was dein Gegenüber?

Das gilt es unbedingt zu erforschen, bevor ihr eure Beziehung öffnet.

Glaub mir, das kann euch gehörig um die Ohren fliegen.
 
So wir mir und meinem Partner vor vielen Jahren...

Diesen Fehler müsst ihr unbedingt vermeiden

... Wir dachten „Hey, kann doch nicht so schwer sein“ und öffneten „einfach“ mal die Beziehung.

Autsch!

Wir taten uns gegenseitig sehr weh, unsere Egos waren riesig, unsere Herzen waren eng. 

Wir übersahen einander, wo es nur ging und hatten ständig und überall Augen für jede*n da draußen, der irgendwie zur Verfügung stand.

Polygame Beziehung 3

Klar, geil und aufregend.

Zumindest kurzzeitig.

Im Long-run wurde es ein Marathon des Herzenbrechens und Streits.

Wir verloren uns und unsere Beziehung aus den Augen.

Wir taten dabei nicht nur uns weh, sondern auch jenen Menschen, die wir durch Sex ungewollt in unser Drama involvierten.

Zum Beispiel verliebte sich eine Frau in meinen Freund, doch er hatte ihr - entgegen unserer Regel - nicht von mir erzählt.

So erhoffte sie sich eine Beziehung, dabei stand das für ihn niemals zur Debatte.

Sein Ego streichelte das natürlich sehr, der Frau tat es einfach nur richtig weh.

Mir auch.

Oder ich datete im Ausland weit über unseren vereinbarten Rahmen hinaus - wie soll er es schon merken?

Leider endete das im Streit mit beiden Männern, die ich in meiner Leichtfertigkeit gleichermaßen verletzt hatte.

Es ging dabei nicht um Liebe, sondern um Respekt vor meinem Gegenüber. 

Ich war aufgeflogen.

Die Welt ist klein.

Zu klein für solche Geheimnisse.

Eine wichtige und nachhaltige Erfahrung, die ich dennoch niemandem wünsche und die du dir an diesem Punkt ersparen kannst.

Du kannst es gleich richtig machen, in dem du 3 unverzichtbare Grundlagen der polygamen Beziehung jetzt schon erkennst und verinnerlichst.

Das sind deine Kraftquellen, mit denen du die heftigen Krisen meistern wirst.
 
Beziehungsweise ihr. Ihr müsst diese Kraftquellen beide in euch etablieren!

 Die Arbeit muss aus beiden Richtungen kommen, das kann nicht eine*r von euch alleine wuppen.

Wie ihr die perfekte polygame Beziehung lebt

Es braucht wirklich nur 3 Grundlagen. Doch ohne diese funktioniert es nicht.

Wenn du diese drei Grundlagen als Kraftquellen in deine Beziehung integrierst, wird eure polygame Beziehung funktionieren.

Das ist euer Versprechen aneinander, das ist euer sicherer Hafen, eure Heimat, eure Verbindung im Sturm der Unsicherheiten, Verletzungen und Herausforderungen.

Polygame Beziehung 4

Denn glaub mir, das ist kein Zuckerschlecken und die Herausforderungen lauern auf euch.

Doch die können auf einer Metaebene richtig Spaß machen, weil sie dich in deiner Entwicklung massiv nach vorne bringen und euch beide zu Größerem und mehr in eurer Beziehung inspirieren.

Wenn ihr euch darauf einlasst.

Und das ist nur möglich, wenn ihr eure drei Kraftquellen jederzeit anzapfen könnt.

Nutzt ihr diese nicht, verliert ihr die Orientierung und damit auch bald die tiefe und vertrauensvolle Bindung, die ihr bis hierher aufgebaut habt.

Eure 1. Kraftquelle: Radikale Ehrlichkeit

Das klingt natürlich logisch.

Klar, ihr müsst ehrlich miteinander sein.

Das sagt sich so leicht.

Doch Liebes, es lebt sich weitaus schwieriger.

Das weißt du bestimmt eh schon…

Was genau umfasst dieser Begriff also genau?

Ich meine damit wirklich 100%, radikale Ehrlichkeit.

Wenn du dich mit dem Konzept der radikalen Ehrlichkeit vertraut machen willst und ihr sogar Lust habt, gemeinsam daran zu forschen, dann empfehle ich dir/euch das Buch »Radikale Ehrlichkeit« von Dr. Brad Blanton.

Der Gedanke, der Anderen*dem Anderem etwas durch das eigene Schweigen zu ersparen ist, sorry den Ausdruck, Bullshit.

Denn wenn ihr aufeinander eingeschwungen seid, euch aus vollem Herzen liebt, einen gewissen Weg schon miteinander gegangen seid… dann spürt ihr so oder so, wenn ihr einander etwas verschweigt.

Dann wird es ganz vertrackt, weil wir oft dazu neigen, dieses Gefühl von „Etwas stimmt hier doch nicht“ auf uns selbst zu beziehen.

Es können sich Gedanken wie „Mit MIR stimmt etwas nicht“ oder „Was mache ich nur falsch?“ usw. einschleichen.

Ganz gemein, weil du ja gar nichts falsch gemacht hast, sondern sie*er.

Oder umgekehrt.

Außerdem ermöglicht es erst die radikale Ehrlichkeit, euer erwähltes Beziehungskonzept nachzujustieren.

Wenn ihr merkt, wo es hapert, könnt ihr das ausbessern.

Warum umging er die Regeln?

Warum schmachtest du genau die*den an, die*der außerdem eurer Vereinbarung ist (z.B. seinen besten Freund)? 

Was braucht es ZWISCHEN EUCH, um das zu fixen?

Wo schaut ihr weg, was habt ihr noch nicht zwischen euch gelöst? 

Das hier ist ein Weckruf!

Eure Beziehung braucht jetzt Priorität und Aufmerksamkeit. 

Und wie beeinflusst das eure offene Beziehung?

Müssen manche Regeln vielleicht verändert werden?

Oder sollte die Beziehung vorübergehend nochmal geschlossen werden, um die aufgetretenen Probleme zu beheben?

(Keine Sorge, darauf komme ich im Laufe des Artikels noch näher zu sprechen)

Merkt euch für jetzt erstmal:

Eine offene Beziehung ist wie ein Prisma für alle Herausforderungen und Unstimmigkeiten, die sich sowieso zwischen euch abspielen.

Polygamie kehrt das einfach nur auf den Tisch und führt es euch euch kompromisslos vor Augen. 

Schaut jetzt hin!

Polygame Beziehung 5

Dem will ich aber noch eine andere Facette der radikalen Ehrlichkeit hinzufügen:

Mein Partner hat unseren Weg zur offenen Beziehung damals mit radikaler Ehrlichkeit eröffnet - einfach indem er diesen Wunsch ausgesprochen hat.

Das war ehrlich und damit liebevoll.

Verurteile deine*n Partner*in also nicht dafür, wenn sie*er diesen Wunsch äußert.

Klar, du darfst herausgefordert, traurig und verletzt sein.

Und hey, das werdet ihr beide noch öfters sein, solltet ihr euch für eine polygame Beziehung entscheiden. 

Das Gefühl ist ok.

Alles darf da sein.

Alles wird da sein, dagegen könnt ihr euch gar nicht wehren.

Doch verurteilt euch nicht dazu, eure Gefühle zu unterdrücken, weil ihr euch gegenseitig vermittelt, dass dieses oder jenes Gefühl nicht willkommen ist.

Und hier geht es auch gleich weiter mit radikaler Ehrlichkeit:

Egal, ob ihr gewisse Regeln eurer polygamen Beziehung gebrochen habt oder bloß verändern wollt, ob ihr euch in wen anderes verguckt habt, ob ihr Lust auf mehr Öffnung oder Rückkehr zur Monogamie habt… sprecht es alles an.

In einem sicheren Rahmen, in dem ihr einander mit offenem Ohr zuhört und nicht für das Gehörte verurteilt.

Ihr dürft beide eure Gefühle äußern.

Polygame Beziehung 6

Sie*er sagt, sie*er hat sich in eine*n andere*n verliebt?

Raste ruhig aus, weine, schluchze.

Doch verurteile sie*ihn nicht, hole deine Emotionen zu dir zurück.

Du sagst, du willst noch mehr Polygamie in deinem Leben?

Absolut in Ordnung. Und sie*er darf das ruhig so richtig kacke finden.

Das ist die Masterchallange, keine Frage.

Und wenn ihr die meistert, dann seid ihr schon gut ausgestattet.

Denn von diesem Standpunkt aus, könnt ihr irgendwann, manchmal nach nächtelangen Diskussionen und vielen Tränen, eine für euch beide stimmige Lösung finden!

Ohne Ehrlichkeit werdet ihr euch verheddern und dann liegt eine gute Lösung sehr weit am Horizont versteckt.

Eure 2. Kraftquelle: Die Bereitschaft zur inneren Arbeit

Damit komme ich zur zweiten Kraftquelle, aus der ihr in einer polygamen Beziehung schöpfen könnt:

Ihr solltet beide die Bereitschaft zur inneren Arbeit mitbringen.

Denn die wartet hier hinter jeder Ecke auf euch.

Sei es das Thema Eifersucht, Verlustangst, Liebeskummer, Scham… was deins ist, wird sich hier, wie bereits erwähnt, zeigen.

Kompromisslos!

Bist du bereit, da durch zu arbeiten?

Deiner Partnerin*deinem Partner nicht einfach die Schuld für all deinen Schmerz zu geben und diesen damit von dir zu weisen, sondern dem ganzen  ins Gesicht zu blicken?

Könnt ihr euch euren Themen stellen?

Eine polygame Beziehung ist die perfekte Projektionsfläche für deine Schmerzthemen.

Polygame Beziehung 7

Ist doch logisch:

Er hat seinen ersten flotten Dreier ohne dich, du bist rasend vor Eifersucht und zack, er ist der Blöde.

Oder du vergnügst dich statt mit ihm, zum ersten Mal mit einer Frau, er hat Angst, dass du „die Seite wechselst“ und verurteilt dich für deine Neugierde.

Ist doch nicht sein Problem, du musst einfach wieder nur mit Männern schlafen, dann ist die Welt in Ordnung.

Und das waren die hochgestochenen Beispiele.

Die Eifersucht, die Verlustangst die können genauso gut beim ersten Flirt, beim ersten Date, beim ersten Kuss auftreten.

Sie werden da sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit in euch hochkommen. 

Atmet dann tief durch, zieht euch zurück, um eure Wunden zu lecken, bringt Licht ins Dunkel und stürmt nicht blindlings aufeinander zu und beschuldigt euch grundlos. 

Wenn eine*r von euch tatsächlich etwas grundlegend falsch gemacht hat, dann wird Zeit für Entschuldigungen und Verzeihen sein.

Gebt euch beiden davor erstmal die Möglichkeit

- allumfassend zu fühlen

- dann zu sortieren

- und dann erst zueinander zu tragen, was tatsächlich zur Anderen*zum   Anderen gehört.

Übernehmt hier Verantwortung für euch und eure Gefühle!

Ein Buch, das mich in diesem Prozess sehr geprägt hat ist  »Wer wäre ich ohne Mein Drama« von Byron Katie.

Such dir dafür auf jeden Fall Unterstützung, wenn du spürst, dass dich das Gefühl überwältigt.

Wenn deine Partnerin*dein Partner dich in diesem großes Chaos der polygamen Beziehung gerade nicht gut unterstützt bekommt, dann krabble zu deiner besten Freundin ins Bett oder lehne dich an die Schulter deiner Mum.

Lass dich mit Eis & Movienight von deinen Liebsten versorgen.

Polygame Beziehung 8

Oder fahre ein paar Tage weg, bekomme den Kopf frei.

Schreibe dir alles von der Seele, schreie oder tanze es heraus.

Was tut dir in so einem Moment gut?

Selbstfürsorge ist das Stichwort.

Lass sie*ihn dasselbe für sich tun, wenn sie*er es braucht.

Verlange nicht gleich einen erwachsenen, klaren Gegenüber, wenn sie*er noch tief im Trigger steckt.

Seid mitfühlend und verantwortungsbewusst miteinander!

Eure 3. Kraftquelle: Bedingungslose Liebe

Und damit sind wir bei eurer dritten Kraftquelle angekommen:

Bedingungslose Liebe.

Das ist die wichtigste und und mächtigste Quelle, die euch hier zur Seite steht.

In der Umsetzung bedeutet dass, dass die Zusage an euch als Paar immer an erster Stelle stehen muss.

Ihr seid immer und überall erste Priorität füreinander.

Oh, welch Schmerz, wenn ich meinen Partner einfach vergessen habe, während mein Ego der Superstory mit einer*einem Anderen hinterher jagte.

 … so eine aufregende, ungewöhnliche Erfahrung, die hier, jetzt vor mir steht MUSS ich einfach ergreifen, selbst wenn ich weiß, dass Sex mit genau dieser Person meinem Partner im Herzen weh tut.

Was kümmert mich das?

Jede Menge, wie ich lernen durfte.

Es tat nicht nur ihm unendlich weh, wenn ich etwas auf seine Kosten durchzog.

Sondern auch mir.

Ich liebe diesen Mann schließlich.

Und damit blutet auch mein Herz, wenn seins bricht.

Das fühle ich aber nur, wenn ich radikal ehrlich mit mir bin und mich in Liebe zu ihm positioniere. 

Weil mein Ego steht drüber.

Mein Herz nicht.

Das erfordert Demut und Achtsamkeit.

Die bedingungslose Liebe funktioniert aber auch in die andere Richtung.

Nutzt dieses Argument nicht, um euch immer wieder einen Riegel vor jede neue Erfahrung zu schieben.

Tut es dir wirklich weh, wenn er mit der hotten Nachbarin oder seiner Kommilitonin schläft?

Oder siehst du aus deinem Trigger heraus gerade sowieso überall nur Gefahr und willst ihm am liebsten alles verbieten?

Dann zurück zu Kraftquelle 2:

Widme dich dem!

Und lass ihm sein Abenteuer.

Vielleicht kann er dir ja auf halber Strecke entgegen kommen, weil sein Mitgefühl mit dir gerade wichtiger für ihn ist, als seine Erfahrung?

Und so dreht sich die Spirale der Liebe weiter und weiter.

In diesem Muster könnt ihr aufeinander Acht geben und liebevoll aufeinander eingehen.

Polygame Beziehung 9

Das wiederum wird sich noch größer und schöner auszahlen, als ihr es euch gerade vorstellt:

Ihr werdet einander ganz neu vertrauen lernen, wenn ihr immer und immer und immer wieder die Erfahrung macht, dass ihr beide bedingungslos vom Anderem geliebt seid und für ihn die oberste Priorität im Leben seid.

Das kann sich darin ausdrücken, dass ihr mal füreinander zurücksteckt und ein anderes Mal in großen Gesten eure Liebe füreinander beweist.

Und zuletzt bedeutet bedingungslose Liebe im Ursprung des Wortes, euch ohne jede Bedingung zu lieben.

Nämlich auch dann, wenn ihr euch aufs Blut verteufelt und nicht ausstehen könnt, wenn ihr so richtig Scheiße gebaut habt, wenn ihr einander ekelig weh getan habt, wenn ihr euch von eurer hässlichsten Seite zeigt.

Kannst du sie*ihn auch dann lieben?

Wird sie*er dich allumfassend lieben?

Immer, jederzeit?

Das ist möglich.

Und dieses Wunder könnt ihr in der polygamen Beziehung erfahren.

Wenn ihr über euch hinauswachst, in Demut aufeinander blickt und jedes Recht-haben-wollen aufgebt.

Damit hadert ihr noch?

Klar, völlig verständlich.

Dieses Buch kann euch begleiten: »Sexuelle Liebe auf göttliche Weise« von Barry Long.

Deswegen endet der Artikel hier auch noch nicht 😉 

Der verheißungsvolle Schauer der offenen Beziehung: Darum lohnt es sich

Wenn ihr diese drei Grundlagen in euer Leben etabliert, dann wird euch eure Beziehung in der Polygamie nicht im Stich lassen.

Dann wird das hier ein riesiges, geiles und transformierendes Erlebnis.

Mein Partner und ich leben heute eine Beziehung, die ist so unbeschreiblich schön und leicht, weil wir durch all diese Täler marschiert sind.

Stoisch, manchmal auch verbissen, immer wieder mit viel Freude und auf jeden Fall in voller Überzeugung.

Wir wollten diesen Weg beide beschreiten, wir waren ein Team, auch wenn wir mal keins waren.

Und jetzt ist jede Öffnung der Beziehung ein verheißungsvoller Schauer, der mir den Rücken runterfährt und mich lächelnd einen Fuß vor den anderen setzen lässt.

Polygame Beziehung 10

Wer begegnet mir wohl diesmal, welch wunderbarer Mensch darf sich in mein Leben gesellen?

Wann werde ich diese Person wieder verabschieden?

Denn das werde ich, unmissverständlich.

Ich habe meinen Mann schon vor langer Zeit gewählt.

Und wow, dieser Moment, wenn wir zueinander zurückkehren und wieder als eins verschmelzen.

In der Monogamie gehalten, in der Polygamie verbunden.

Das größte Geheimnis einer erfolgreichen polygamen Beziehung

... sind nicht nur die drei Kraftquellen.

Die sind deine Methoden, eben die Grundlage.

Doch über all das sollte sich ein noch viel größeres Netz spannen und das seid ihr zwei.

Du und sie*er als das Paar, das ihr ganz unabhängig von allen Konzepten und der Welt da draußen seid.

Süße, lies das hier bitte immer wieder, denn das ist dein größter Schatz, wenn du erfolgreich polygam leben willst: 

Vergesst einander nicht in eurem Abenteuer der polygamen Beziehung. 

Denkt daran, immer wieder zueinander zurück zu kehren, euch zu ehren und zu lieben, gemeinsam in ekstatische Höhen zu fliegen und euch regelmäßig und bewusst in eurer Beziehung zu verankern. 

Denn eine polygame Beziehung funktioniert niemals ohne die Beziehung an sich.

Die will gehegt und gepflegt werden.
 
Durch radikale Ehrlichkeit, innerer Arbeit und bedingungsloser Liebe.

Das sind riesige Worte, unterschätze sie nicht.

Ich habe viele Jahre harte Arbeit darein investiert, an diesen Punkt in meiner Beziehung zu kommen, an dem alle drei Bereiche funktionieren und miteinander harmonieren.

Polygame Beziehung 11

Dafür waren viele Zeiträume offener Beziehung gepaart mit viel längeren Zeiträumen einer monogamen Beziehung nötig.

Beides war entscheidend, beides war wichtig.

Die Polygamie kommt nicht ohne Monogamie aus.

Sie ist ihre beste Freundin und dient dazu, die drei Kraftquellen immer wieder ans Ladegerät zu hängen und mit neuer Energie zu versorgen.

Das ist wie ein Muskel, der trainiert werden will.

Erwartet nicht voneinander, dass ab morgen alles reibungslos in der offenen Beziehung läuft.

Übt, macht Fehler, verzeiht sie euch, übt weiter.

Die Monogamie ist dabei euer sicherer Hafen, den euer System unbedingt braucht, um zu regenerieren.

Wie eine Kur, in der ihr die Seele baumeln lassen könnt und euch rundum wohl fühlt.

Wenn das Fundament nicht stimmt, könnt ihr darauf auch nicht aufbauen.
 
Genau dieses Fundament wird ordentlich wackeln und ruckeln, wenn ihr polygam lebt.

Das ist normal und auch willkommen … daran könnt ihr schließlich wachsen.
 
Das Geschenk liegt darin, das Wackeln und Ruckeln zu genießen und im richtigen Zeitpunkt zu verabschieden.

Dann ist es Zeit, die entstandenen Risse zu flicken.

Das sieht danach nicht hässlich aus, nein.

Jeder Flicken erzählt eine Geschichte, er darf bunt seid und glitzern.

So wie der Ernie&Bert-Flicken den jedes Kind der 80er/90er wohl irgendwann auf der Jeans hatte. 

Kümmerte dich da noch der Riss in der Hose, wenn dir jetzt Ernie&Bert entgegen lachen?

Habt also keine Angst vor den Rissen, das Fundament wird danach stabiler und schöner sein.

Polygame Beziehung 12

Doch lasst das Fundament nicht durchreißen.

Findet immer wieder rechtzeitig zueinander zurück und nehmt euch Zeit für einander.

Das sollte übrigens nicht nur in monogamen Phasen passieren, sondern auch, während ihr polygam seid.

Wir hatten zum Beispiel immer einen fest vereinbarten Abend in der Woche, der uns als Paar gehörte.

Dann haben wir abwechselnd füreinander Dates organisiert.

Das war Beziehungspflege pur.

Ihr könntet auch hin und wieder übers Wochenende miteinander wegfahren oder eine tägliche Routine, wie gemeinsames Duschen am Morgen oder abends im Bett kuscheln, vereinbaren.

Schafft euch Anker, an denen ihr euch in unruhigen und mitunter 
schmerzhaften Phasen festhalten könnt.

Und vernachlässigt diese um keinen Preis.

Denk dran: Ihr habt als Partner*in oberste Priorität und damit auch eure Vereinbarungen!

Kehrt dahin zurück, immer wieder, egal welches Gepäck ihr mitbringt

… ob Lügen, Scham, Wut, Enttäuschung:

Mutet einander zu, ihr seid es Wert.

Jede Sekunde.

Ihr seid geliebt!

Ein letzter Tipp:

Erlebt auch in einer polygamen Beziehung sexuelle Liebesabenteuer miteinander.

Spart euch das nicht nur für Andere auf.

Das passiert schnell, weil Beziehung eben auch von Routine geprägt ist.

Da wird es nur allzu schnell gemütlich.

Brecht aus!

Erlebt einen Flotten Dreier. 

Probiert Analsex aus.

Schickt euch gegenseitig Nacktfotos.

Schreibt einander Liebesbriefe oder hinterlasst liebevolle Post-its  füreinander in der Wohnung.

Seid einfach so richtig sexy für einander, verführt euch immer wieder in eure Liebeshöhle.

Verliert nicht die Lust aufeinander, nur weil das Spektrum der Möglichkeiten plötzlich unendlich geworden ist.

SIE*ER ist geil und schön und erfahrenswert, in all ihren*seinen Facetten.

Verpasse dieses Wunder vor deiner Nase nicht!

Einen liebevollen Gruß,
Any

Lesezeit: 18 Minuten

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