Liebe Lara,
Kein Sex? Das kennst du und ich finde deine Geschichte spannend!
Ich danke dir von Herzen, dass du bereit bist, deine Kein-Sex-Story zu teilen. Das zeigte mir, dass die Dürrephasen dazu gehören und vielleicht sogar eine wichtige und gute Zeit für uns Frauen seien können.
Letztens interviewte ich Barbara zu ihren Nippelpiercings.
Und ich freue mich, heute dich bei Lieb-dich-endlich zu begrüßen!
Ein ganz anderes Thema als Nippelpiercings, das sicher eine Menge Frauen da draußen beschäftigt.
Ich habe kein Sex.
Denn so einfach ist das oft gar nicht, wenn nicht der richtige Sexualpartner am Horizont auftaucht.
Manch einer fällt das in Tinder-Zeiten leichter.
Aber was, wenn du nicht für diese Welt geschaffen bist, auf der Suche nach der einen Seele, die auf dich wartet?
Oder ist es wegen dem Großstadtdschungel Berlin?
Du weißt was du willst und lässt dich nicht unterbieten?
Oder irgendwie immer was um die Ohren?
Um deine Antwort darauf zu bekommen, habe ich dich zu diesem Interview eingeladen.
Deine ist eine von vielen Geschichten. Und die eine, die an meine Tür klopfte und geschrieben werden wollte.
Liebe Leserin,
Du bist nicht alleine ohne Sex in deinem Leben.
Es ist alles okay, so wie es ist.
Warum?
Das verrät dir Lara.
Sie ist eine starke, unabhängige und wunderschöne Frau.
Tough, selbstbewusst und ehrgeizig.
Sie ist genau richtig, wie sie ist.
Und sie hat eben kein Sex.
Gerade. Für eine Weile. Für eine ganz schön lange Weile.
Also, für die nächsten Minuten des Lesens darfst du dein Gedankenkarussell abschalten und dich von Lara und ihrer Geschichte mitnehmen lassen.
Vielleicht findest du dich ja an der ein oder anderen Stelle darin wieder.
Oder du fühlst liebevolle Gemeinschaft in Laras Gefühlen, Gedanken und Ideen.
Gut Lara, los geht's.
Ich bin schon ganz neugierig.
Lass uns einfach straightaway starten:
Any:
Was sind deine 3 Hauptgründe dafür, dass du kein Sex in deinem Leben hast?
Lara:
Ich kann nicht einmal behaupten, dass es drei Gründe geben würde.
Mir fehlt schlicht und einfach ein Mann, mit dem ich Sex haben könnte.
Warum das so ist? Über drei (oder auch mehr) mögliche Gründe meiner Partnerlosigkeit könnte man nochmal eine eigenes Interview führen.
Wie lange genau hattest du nun kein Sex mehr und was macht diese Zahl mit dir?
Ich hatte sei drei Jahren kein Sex mehr.
Wenn ich darüber nachdenke, dann finde ich die Zahl ehrlich erschreckend.
Ich komme mir unnormal vor.
Ich kenne nur eine andere Freundin, welche ähnlich lange kein Sex hatte.
Sie gibt aber auch offen zu, Angst vor Männern und Nähe zu haben.
Deswegen zählt das für mich irgendwie nicht.
Ich versuche nicht zu oft darüber nachzudenken, aber manchmal macht es mich schon traurig.
Ich kann so ehrlich sein, mir das einzugestehen.
Manchmal habe ich dann das Gefühl komplett alleine in dieser Millionenstadt zu sein, trotz all meiner Freunde und Familie.
Wie war dein letzter Sex?
Der letzte Sex, den ich hatte, würde definitiv keinen Platz in der Top Ten meiner besten Male bekommen.
Wahrscheinlich nicht einmal in der Top Twenty.
Es gab keine Spannung, keine Lust.
Es war eher ein angestrengtes Versuchen von seiner Seite.
Irgendwann haben wir es dann sein lassen, weil er seine Erektion nicht halten konnte.
In dem Moment, als es passiert ist, habe ich mir weiter nichts dabei gedacht.
Erst ein paar Tage später hat dann das sich Hinterfragen angefangen:
Lag es an mir?
War ich nicht schön genug?
Nicht dünn genug?
Dabei hatte ich mir doch sämtliche Haare herausgerissen!
Inzwischen kann ich das natürlich mit Abstand betrachten und zugeben, dass wir wirklich keine Verbindung hatten weder mental noch körperlich.
Es hätte nie funktionieren können.
Hatte das Einfluss darauf, dass solange kein Sex mehr folgte?
Nein, das denke ich nicht.
Die Erfahrung mit diesem Mann war eine der ersten wirklich enttäuschenden, die ich je in meinem Leben gemacht hatte.
Davor hatte ich ein, wenn auch nicht regelmäßiges, doch befriedigendes Sexualleben.
Ich hoffe, das hat mich tiefer geprägt, als die wenigen schlechten Erfahrungen, die ich gemacht habe.
Wie drückt sich das in deinem Leben aus, dass du momentan kein Sex hast?
Von Zeit zu Zeit: Ich sitze in der U-Bahn, bin auf Arbeit, gucke einen Film.
Dann überkommt mich das Bedürfnis nach Sex.
Und nicht danach »Liebe zu machen«, sondern nach Sex.
Dreckig und hart und befriedigend.
Dann ist es schon ernüchternd immer wieder festzustellen, dass ich mir diesen Wunsch nicht erfüllen kann.
Ich habe das Gefühl, dass mir etwas Fundamentales fehlt.
Ich kann nur schlecht mit diesem Gefühl leben.
Daher versuche ich da nicht zu oft drüber nachzudenken.
Ich bin niemand, der der verschütteten Milch nachweint.
Ich sehe die Realität für das, was sie ist.
Ich versuche mich so gut wie möglich damit zu arrangieren.
Es ist nicht immer leicht, aber ich habe nicht das Gefühl, da eine Wahl zu haben.
Woher kommt das Gefühl, da keine Wahl zu haben?
Ich bin nicht der Typ für schnelle Nummern.
Ich hatte ein paar davon in meinem Leben, und keine davon war befriedigend.
Für mich ist guter Sex etwas, was man in einer Partnerschaft über lange Zeit gemeinsam erreicht.
Mit Vertrauen, Lust und Experimentierfreude.
Nun hatte ich seit langer Zeit keinen Partner mehr an meiner Seite.
Ich scheine da einfach kein Glück zu haben.
Die wenigen Männer, die ich ansprechend finde, haben kein Interesse an mir.
Und die Männer, die auf mich stehen, sind in 99.9 % der Fälle nicht mein Fall.
Ich weiß genau, was ich möchte und bin in dieser Hinsicht nicht flexibel oder kompromissbereit.
Und damit steht für mich fest: Solange ich nicht einen der Männer finde, mit dem ich zusammenpasse, so lange werde ich auch kein Sex haben.
Wie stellst du dir dein nächstes Mal vor? Was erwartest du davon?
Ehrlich gesagt stelle ich es mir nicht vor.
Ganz im Sinne davon, diese Lücke in meinem Leben nicht überhand nehmen zu lassen.
Ich denke es ist am besten, das einfach auf mich zukommen zu lassen.
So handhabe ich das eh mit den meisten Dingen in meinem Leben.
Das funktioniert gut für mich.
Wie hat dein Sexleben begonnen? Steht das im Zusammenhang zu der langen Sexpause?
Mein erstes Mal hatte ich mit einem Jungen, für den ich absolut nichts empfunden habe.
Ich war 15.
Und ich fand, dass es an der Zeit war, meine Jungfräulichkeit zu verlieren.
Wir haben uns ein paar Mal getroffen und danach aufgehört uns zu sehen.
Der Sex war nicht gut oder schlecht.
Er war einfach.
Was mich unendlich viel tiefer geprägt hat, war der Sex mit meinem ersten festen Freund.
Er ist bis heute der einzige Mann, den ich jemals geliebt habe.
Was ein Feuer zwischen uns!
Bei unserem ersten Mal zusammen war mir, als wären zwei Kometen aufeinandergeprallt.
Ich kann es fast nicht beschreiben.
Wir waren Körper, wie für einander geschaffen.
Und über die dann folgenden zwei Jahre wurde es nur besser.
Die Chemie zwischen uns war unfassbar.
Wenn ich hohe Erwartungen an Sex habe, dann wegen ihm und uns.
Wie stellst du dir deinen Traummann vor? Ganz wichtig: Wie ist er im Bett?
Physisch?
Ich habe einen spezifischen Typen: Breite Schultern, schönes Gesicht, Bart, kleiner und runder Po, starke Beine.
Brusthaare.
Androgyne oder dünne Männer finde ich schön anzugucken, aber sie erregen mich nicht.
Nun bedeutet ein spezifischer Typ auch eine kleinere Auswahl.
Und bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Männer, auf die ich stehe, nicht auf mich stehen.
Ach, und Berlin und Partnersuche, das passt irgendwie nicht zusammen.
Aber um die Schwierigkeiten einen Partner in dieser Metropole zu finden, soll es an dieser Stelle ja nicht gehen.
Also zurück zu meinem Traummann.
Ich würde mir jemanden mit einem ähnlichen Bildungsbackround, wie ich ihn habe, wünschen.
Jemand, der sein Leben lang zusammen lernen und wachsen möchte.
Jemand, der ebenso wie ich, keine (eigenen) Kinder möchte.
Und jemand, mit Zielen im Leben.
Zielstrebigkeit ist heiß.
Sexuell habe ich die (unrealistische) Erwartung, dass es vom ersten Mal an passt.
Natürlich baut sich erst im Verlauf einer Beziehung Vertrauen und ein gewisses Eingespielt-Sein miteinander auf.
Aber ich glaube nicht daran, dass wenn der Sex zu Beginn schlecht ist, er irgendwann harmonisch und für beide befriedigend werden kann.
Von meinem Traummann würde ich mir also eine gewisse sexuelle Kompatibilität wünschen.
Was sich zum Beispiel darin äußern würde, dass er der Dominante im Bett ist und ich die Submissive.
Einen Mann zu dominieren, könnte ich mir nur als Ausnahme vorstellen.
Ich würde mir Experimentierfreude und einen gesunden Sexdrive wünschen.
Ich nämlich könnte ständig, andauernd und immer Sex haben.
Du siehst Lust auf Sex und kein Sex können gleichzeitig existieren.
Was war dein geilstes Erlebnis im Bett?
Ich finde es schwierig, da ein singuläres Ereignis herauszuheben.
Ich würde stattdessen in ihrer Gesamtheit alle Male nennen, in denen ich in der Öffentlichkeit Sex hatte.
Umkleidekabinen, im Wald, am Badesee, unter einer Autobahnbrücke, auf Balkonen und so weiter.
Mich reizt die Angst erwischt zu werden.
Aber auch nur solange, wie es die Möglichkeit und nicht die Gewissheit ist.
Exhibitionistisch veranlagt bin ich nämlich nicht.
Es muss aber auch nicht immer das »Außergewöhnliche« für mich sein, um geil zu sein.
Einige der geilsten Male an die ich mich erinnern kann, haben ganz klassisch im guten alten Bett stattgefunden.
Sie waren dann aus anderen Gründen herausragend.
Ein neues Spielzeug.
Wut-Sex.
Und manchmal auch einfach nur das Gefühl so vollkommen mit einem Menschen zu verschmelzen, dass man sich grenzenlos fühlt.
Was ist deine Fantasie, wenn du wieder Sex hast?
Diese Fantasien beziehen sich nicht spezifisch auf das nächste Mal Sex haben oder den nächsten Partner.
Ich betrachte sie eher als Langzeitziele. Ganz oben auf der Liste steht dabei ein Dreier mit zwei Männern. Ich will testen wo meine Grenzen liegen. Und möglicherweise entdecken, dass ich noch weiter gehen kann.
Auch Sex mit einem älteren Mann (40-50) haben gehört zu meinen Fantasien.
Ansonsten kommen noch Klassiker wie BDSM dazu.
Hier habe ich Lust, mich weiter auszuprobieren.
Ich will achtsam und intensiv forschen.
Und ich habe ein Ding für Männer in Anzügen.
Ein gut sitzender Anzug, eine schmale Krawatte… sign me up.
Wie steht es um deine sexuelle Lust, wenn du keinen Sex hast?
Meine Lust verschwindet natürlich nicht, nur weil ich keinen Sex habe.
Seitdem ich mit der hormonellen Verhütung aufgehört habe, ist sie sogar noch weiter gestiegen.
Ich habe wirklich einen hohen Sexdrive.
Aber gleichzeitig bin ich auch ein absoluter Kopfmensch, der sich extrem selten von Impulsen leiten lässt.
Und Gott sei Dank hat uns die Natur ja die Möglichkeit der Selbstbefriedigung mitgegeben.
Was nicht heißt, dass diese ein Ersatz für Sex ist.
Oder nur außerhalb von Beziehungen ihren Platz hat.
Ich denke, sie ist ein integraler Teil der Beziehung, die ich mit mir selbst führe.
Als solche sollte sie behandelt werden, unabhängig von äußeren Umständen.
Ein Hoch auf Sextoys, Bücher und auch die wenigen guten Pornos.
Was sind die Vorteile davon, kein Sex im Leben zu haben?
Diese Frage ist einfach zu beantworten:
Erstens, man braucht keine Angst wegen sexuell übertragbaren Krankheiten haben.
Zweitens erledigt sich die Angst vor ungewollten Schwangerschaften.
Drittens entfällt das heute leider immer noch oft als Selbstverständnis erwartete Haare-Entfernen. Vor allem als Frau mit dunklen Haaren ist das wirklich mühselig.
Und viertens, für mich persönlich leider auch noch ein Faktor: Ich komme nicht in die Position meinen nackten Körper vor einem Fremden zu offenbaren.
Ich fühle mich dann verletzbar hinsichtlich meines Selbstwertgefühls und meines Body-Image.
Was ist der eine große Nachteil?
Natürlich fehlt die Nähe.
Nicht einmal unbedingt immer die rein Sexuelle.
Sondern die einfache körperliche Nähe.
Kuscheln, sich necken, über die Haare streichen, ein Kuss auf die Stirn, eine Hand zum Halten.
All das wiegt genauso schwer wie der eigentliche Sex.
Ich habe das Gefühl, einer wichtige Beziehung zu meinem eigenen Körper nicht nachgehen zu können.
Das fühlt sich so an, als würde ich gegen meine eigene Natur handeln.
Zweisamkeit liegt in der Natur der allermeisten Menschen, und Zweisamkeit verlangt auch nach physischer Nähe.
Dein größter Lerneffekt dabei?
Obwohl ich Sex und Nähe vermisse, habe ich doch gelernt, dass die Welt nicht davon untergeht, wenn man diese Dinge nicht hat.
Das ist sicherlich eine sehr persönliche Lehre aus der Angelegenheit, jeder Mensch würde mit dieser Situation unterschiedlich gut klarkommen.
Obwohl ich ein absoluter Beziehungsmensch bin und Sex liebe, will ich mir von dem Mangel an diesen beiden Dingen nicht das Leben vermiesen lassen.
Ich bin trotzdem ein vollwertiger Mensch, ich habe Freunde und Familie, Interessen, Hobbys und Leidenschaften, ich führe so oder so ein reiches Leben.
Kein Sex ändert daran nichts.
Mittlerweile sehe ich guten Sex, weil für schlechten würde ich mich nicht mehr hergeben, eher als Kirsche auf der Torte, die mein Leben ist.
Möglicherweise ein pragmatischer Ansatz, welcher mir das Leben ohne Sex nur erleichtern soll.
Aber er funktioniert ganz gut.
Was ist das erste Wort, dass dir zu Sex einfällt? Genau jetzt!
Freude.
Was würdest du unseren Leserinnen, die auch seit einer ganzen Weile kein Sexleben hat, mitgeben? Hast du einen guten Rat an sie?
Was ich für mich persönlich erkannt habe, ist, dass mein Körper ein Tempel ist.
Ob nun ein schöner oder nicht, darüber lässt sich streiten.
Aber ein Tempel non the less.
Und ich habe für mich persönlich den Entschluss gefasst, dass dieser Tempel nur noch von Männern betreten werden darf, die ihn respektieren und richtig mit ihm umgehen.
Sicherlich könnte sogar ich es schaffen, irgendeinen Typen in einem Club abzuschleppen und an schnellen, meistens nicht besonders guten, Sex zu kommen.
Aber diese Zeiten liegen hinter mir.
Ich bin mir den Preis dafür bewusst und bereit ihn zu zahlen.
Ich warte lieber, bis ich jemanden treffe, von dem ich überzeugt bin.
Jemand, dem ich meinen Tempel anvertrauen möchte.
Was ich dir damit sagen will: Geh Sex so an, wie es dir passt.
Hast du das Gefühl, du willst mit dem Typen im Club schlafen, mach es!
Hast du das Gefühl, du willst lieber abwarten und gucken, mach das!
Trotz aller Erwartungen und Normen, trotz des gesellschaftlichen Drucks auf Frauen gewisse Normen zu erfüllen.
Mach nur genau das, was sich für dich genau richtig anfühlt.
Lara! Ich danke dir!
Wow, das war intim und offenherzig und stark.
Ich bewundere dich.
Wie entspannt und souverän du damit umgehst.
Ich spüre viel Klarheit und Selbstbewusstsein bei dir.
Und ich danke dir von Herzen für deine mutmachenden, ehrlichen Worte.
Liebe Leserin,
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Vielleicht triffst du hier Lara ja noch einmal wieder.
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Bis bald schöne Frau
Deine Any