Ein ganz normaler Morgen, an einem ganz normalen Tag, in einer ganz normalen S-Bahn, im ganz normalen Berlin, mit ganz normalen Menschen, von denen ein paar toll und sympathisch dreinschauen und andere halt nicht.
Hah, da muss ich ein bisschen selbst lachen.
3 Monate trieb ich mich in der Weltgeschichte rum und reiste, bis ich gestern wieder hier in diesem krassen Berlin gelandet bin.
Ich habe unglaublich tolle Länder und Menschen kennengelernt.
Da war zum Beispiel Stine: ein Mädel aus Amsterdam, die einfach unglaublich war.
Begegnet bin ich ihr in einem wirklich tollen Hotel im Süden von Sri Lanka,
Sie war eigentlich vom Aussehen her eher durchschnittlich, aber dieses unglaubliche Strahlen, mit dem sie durch den Tag geht und die wunderschöne Herzenswärme, mit der sie den gesamten Raum erleuchtet, machten sie einfach wahnsinnig attraktiv.
Unsere Umarmungen waren unglaublich kraftspendend und sie zu sehen und ihre Energie zu spüren war total motivierend für mich.
Ein Mensch mit dem ich sehr gern mehr Zeit verbringen würde, weil die Begegnung einfach jedes Mal so gehaltvoll ist.
Das ist für mich das Schönste am Reisen: Klar, ist es toll, die Welt und die verschiedenen Landschaften wahrzunehmen und die unglaublichen Stätten des Weltkulturerbes anzuschauen, aber was wäre das Alles ohne die vielen tollen Menschen mit ihren ganzen Eigenarten, denen man da so begegnet?
Natürlich schafft es einen ganz besonderen Anreiz zu schreiben, während du auf einem Floating Hostel in der Ha Long Bay sitzt und diese Aussicht genießt, aber die wirkliche Inspiration kommt für mich eigentlich hauptsachlich durch die Begegnung mit anderen Menschen.
Und je mehr dieser ganz besonderen Menschen dir begegnen, desto mehr wirst du inspiriert, angeregt neue Dinge auszuprobieren und vor Allem zu schauen:
Hey, ist mein Leben toll so, wie ich es führe und sind meine Freunde und Kollegen das Umfeld für mich, was mich voranbringt, oder ist das eben nicht der Fall.
Die Begegnung mit Stine hat mir auf alle Fälle gezeigt, dass ich mehr von dieser Herzlichkeit um mich herum möchte – viel mehr und ich hinterfrage sehr genau:
Sind die Menschen, die mich umgeben, gut für mich? Inspirieren sie mich und regen sie mich an, mich weiterzuentwickeln, kreativ zu sein und vor Allem, der Mensch zu sein, der ich sein möchte?
Das fängt da an, wo ich wohne: In meiner Wohngemeinschaft mit 2 sehr guten Freunden, die ich sehr mag und mit denen ich sehr viele, sehr traurige und aber auch sehr schöne Schicksale erlebt habe.
Klar, das gibt der Verbindung unglaubliche Tiefe und macht das Ganze sehr besonders, aber unabhängig davon, wie toll die Menschen sind und wie viel wir gemeinsam haben:
Gibt mir mein Zuhause die Energie, die mir ein Zuhause mit den für mich perfekten Mitbewohnern geben könnte?
Bin ich richtig dort und gibt mir der Raum Herzenswärme und Inspiration oder verbringe ich eigentlich viel lieber Zeit woanders mit Menschen, die eben genau das geben können oder vermeide ich gar das Daheim-Sein?
Und in meinem Job: Wie kann ich in meinem Job richtig gut und motiviert sein?
Habe ich ein Team um mich herum, was lebt, konstruktiv kritisiert, mich pusht, in dem ich meine volle Energie und alles, was ich kann und was ich mitbringe ausleben kann – in dem ich ich sein darf?
Sind meine Kollegen für mich Menschen, die mich fordern, mich zu Höchstleistungen motivieren oder arbeite ich einfach nur mit einem riesigen Energieaufwand meine Stunden ab?
Ja, sicher ich gebe dir Recht, wenn du nun sagst, dass eine ganze Menge von dem aus dir herauskommen muss:
Wie es in den Wald hineinruft, so kommt es auch wieder heraus. Das Sprichwort kennen wir alle…
Aber stimmt es tatsächlich?
Ist es wirklich so, dass du genau das herzliche Lachen von jedem Menschen, den du herzlich anlachst zurückbekommst?
Stimmt es, dass du unglaublich viel Energie in ein funktionierendes Team steckst und genau die gleiche Energie auch für dich generieren kannst?
Meine Antwort: Vielleicht ist das ansatzweise der Fall.
Vielleicht erreichst du auch, dass du sogar nicht nicht zufrieden bist.
Nicht nicht zufrieden ist übrigens unbedingt vom unzufrieden sein abzugrenzen:
Wenn du nämlich sagst, du bist mit einer Situation zufrieden, hast du eine klare Vorstellung vom zufrieden sein.
Das Gegenteil dazu: deine Unzufriedenheit. Du weißt schon, wovon ich hier rede.
Beides sind Zustände, die akzeptabel sind, weil du dich entweder so gut fühlst, dass du motiviert und glücklich bist und dich einfach gut fühlst, mit dem, was du so machst, oder aber dich so unwohl fühlst, dass du etwas veränderst – oder zumindest die negative Emotion wahrnimmst und in irgendeine Richtung aktiv wirst.
Den Zustand dazwischen beschreibt die Psychologie mit „nicht zufrieden“ sein.
Ein Zustand der dich quasi in eine Starre bringt: Du machst deinen Job, aber er sorgt nicht dafür, dass du dich übermäßig gut fühlst aber eben auch nicht übermäßig schlecht.
Genau deswegen, kannst du auch keine Höchstleistungen und freudenhaften Motivationssprünge von dir erwarten - glaubst du, dass du gern zu einer Arbeit gehst, die dich nicht zufrieden machen kann?
Und genau so ist es mit deinen Mitbewohnern oder auch deiner Familie: Was bringt es mit Menschen zusammenzuwohnen, die zwar toll sind und mit denen du viel erlebt hast, die in dir aber keinen großen emotionalen Ausschlag auslösen.
Was bringt dir eine Umarmung, bei der du nichts spürst?
Was bringen dir Situationen, die dich nicht zufrieden machen?
Und hier, lieber Leser, empfehle ich dir, Energie und Zeit hineinzugeben und genau zu prüfen:
Bringt mich das, was ich hier mache weiter?
Inspiriert mich der Mensch, der hier 8 Stunden am Tag neben mir arbeitet?
Fühle ich mich einhundertprozentig wohl, da wo ich lebe und fördern die Freunde, die mich umgeben, das, was mich ausmacht und regen sie mich an, genau warum auch immer tiefer in mich hineinzuhorchen?
Um zu wissen, was da möglich ist, gibt es ganz unterschiedliche Wege:
Einer ist das Reisen: Unweigerlich triffst du hier andere Menschen und andere Sitten.
Dieses Mal war ich eine ganze Weile in Süd-Ost-Asien unterwegs.
Ich habe so oft gedacht: Hey, die Menschen, die hier leben haben so wenig materiellen Reichtum, aber die Begegnung mit ihnen hatte so unglaublich viel Tiefe und Wärme.
Die Menschen dort strahlen und sind glücklich, obwohl sie durchschnittlich von 70 Euro im Monat leben.
In der Nähe von Sa Pa, im Norden Vietnams, verbringen die meisten Menschen den Tag auf den wunderbar anzusehenden Reisfeldern.
Das ist unglaublich harte Handarbeit, weil auf diesen Terassenfeldern natürlich kein einziger Träcker oder gar ein Erntefahrzeug fahren kann.
Als ich da gewandert bin, sind mir nachmittags eine Gruppe von diesen Feldarbeiterinnen, die offenbar, jede mit einer dreckigen Spitzhacke bewaffnet, auf dem Heimweg waren, entgegengekommen.
Die schnatterten und lachten und wirkten wirklich glücklich, obwohl sie gerade den in meinen Augen härtesten Arbeitstag der Welt hinter sich hatten.
Du glaubst gar nicht, wie mir das die Augen geöffnet hat.
Oder auch die Begegnung mit dieser tollen Stine: Ja, genau von diesen Menschen brauche ich viel mehr um mich herum, weil sie mich wachmachen und weil die gesamte Beziehung unglaublich viel Kraft gibt.
Und deswegen ist der zweite Weg für mich: Menschen treffen, Menschen begegnen – Menschen um dich horten, die dich weiterbringen, die dich und denen du den Mut gibst, dich zu verändern und dich weiterzuentwickeln.
Sorge jeden Tag dafür, dass du mit offenen Augen durchs Leben gehst und hinter der nächsten Ecke mal schaust, ob nicht vielleicht doch einer der Menschen ein ganz besonders Toller und Wertvoller werden könnte.
Und wenn du nun darüber nachdenkst, welcher Platz dafür besser geeignet ist, als z.B. die S-Bahn:
Hier kannst du dir sogar den oder die Sympathischste aussuchen 😉
Und das ist der Dritte: In Aktion treten. Einfach mal machen und ansnacken: Ich verspreche dir, mindestens Einer von Zehnen wird dir ein grandioser Freund.
In diesem Sinne vertraue ich auf dich und deinen Aktionismus und bin gespannt auf dein Erlebtes.
Auf bald, du toller Mensch.
Deine Uli
Bin lang nicht mehr hier gewesen. Ich habe auch gerade mein Internet zu Hause abgeschafft und verbringe jetzt eine Stunde täglich damit, mit dem Rad nach Golm zu fahren. Man würde meinen, das sei Zeitverschwendung, aber da ich normaler Weise mehrere Stunden am Tag im Internet verschwendet habe, sehe ich das nicht so. Ich habe mir auch gedacht, dass ich mehr rauskommen und Leute treffen muss, aber das Problem dabei ist: Draußen Sein und Leute Treffen sind zwei verschiedene Dinge. Klar, ich habe mich mal etwas unterhalten, mal ein paar Freunde und ehemalige Nachbaren und Kommilitonen getroffen, aber keinerlei neue Kontakte geknüpft. Ich weiß immer noch nicht, wie ich das machen soll. Ich habe hohe Ansprüche an Menschen und offen gesagt interessieren mich die meisten einfach nicht. Dazu kommt, dass ich sehr wenig Zeit habe. Jede Stunde, die ich nichts machen *muss*, ist eine, die ich etwas machen *sollte*. Jedes Bisschen Freizeit belastet mein Gewissen. Was mir hilft, bei all dem nicht verrückt(er) zu werden, ist meine Einstellung zum Leben: Ertagen. Je mehr ich überlege, wie ich ein guter Mensch sein und helfen kann, dass sich etwas zum Besseren ändert, desto pessimistischer werde ich. Das betrübt mich aber nur ein Wenig. Es motiviert mich schon, dass ich es einfach nur richtig mache, auch wenn das nichts bringt. Aber ich schweife ab. Ich frage mich: Was kann ich tun, um meinem Alltag solche Menschen hinzu zu fügen, von denen du spachst, wenn um mich einfach keine mehr sind? Die Option, zu verreisen habe ich nicht. Ich will auch gar nicht weg. Ich hätte gern die Zeit für eine etwas längere Radtour, aber die wird sich schon irgendwann finden. Wär schön, wenn ich dann jemanden hätte, der mir Gesellschaft leistet und keinen Zeitdruck (letztes Mal war ein Disaster).